Datum: 31. Dezember 2016 02:38
Hallo Wolfgang,
der Lüftungswasserkasten ist echt so eine Büchse der Pandora... ich hab meinen LWK auch vor einem halben Jahr mit zittrigen Fingern geöffnet - auf den ersten Blick sah es dort ungefähr so aus wie bei dir: Ziemlich viel Dreck, Tannennadeln und bröselige Dichtmasse.
Das Problem ist einfach, dass genau unter den fotografierten Dichtmasseresten die möglichen Durchrostungen sitzen. Anrostungen sind ja bei dir definitiv vorhanden und das sogar ziemlich deftig. Aber ob es jetzt auch durchgerostet ist, kann man anhand der Bilder nicht zweifelsfrei sagen. Die Fotos geben zwar einen ersten Anhaltspunkt, aber wirklich Klarheit wirst du wohl erst haben, wenn du den ganzen Mist da rausgekratzt hast.
ABER: Wasser im Fußraum muss nicht unbedingt vom LWK kommen... man hört gelegentlich auch von undichten Scheibendichtungen, durchgerosteten Innenschwellern, undichten Gummitüllen von Handbremse, Gaspedal und Bremse. An letzterem lag es beispielsweise bei mir.
Wenn es beim Wasserkastentest oberhalb des Gaspedals bzw. gegenüber an der Mittelkonsole reinpieselt, hast du wohl tatsächlich ein Problem.
Für den (glücklichen) Fall, dass der LWK NICHT durchgerostet ist:
1) Ich habe damals mechanisch alle Dichtmassekrümel rausgeklopft und dann mit einem Staubsauger entfernt. Sowohl mittig als auch in den äußeren Ecken!
2) Ein guter Dremel mit flexibler Welle und rotierender Drahtbürste leistet anschließend gute Hilfe (ich hatte eine Bürste mit speziellen ultraharten Kunststoffborsten). Ich hab die ganze Ritze von links nach rechts blank geschliffen. Hat stundenlang gedauert und ich habe zig von diesen Bürstenaufsätzen verschlissen. Kleine Hände sind von Vorteil
Den Vorwiderstand des Lüfters kannst du relativ einfach lösen, dann ist er nicht so im Weg.
3) Wieder saubermachen: Aussaugen, entfetten. Dann auf ganzer Länge Rostumwandler in die Ritze laufen lassen. Ich habe einen auf Chelat-Basis (von Presto) verwendet. Die meisten anderen Rostumwandler sind auf Säurebasis, davon wurde mir abgeraten.
4) Wieder saubermachen: Entfetten, spülen. Dann habe ich Rostversiegelung (dieses BOB-Zeug, ebenfalls Presto) aufgetragen. Das ganze in zwei Schichten. Wieder trocknen lassen.
5) Brantho-Korrux Rostschutzfarbe (nitrofest oder 3in1) auftragen, auch hier mit der Farbe nicht geizen und zwei dicke Schichten auftragen. Ich habe ein sehr helles grau gewählt, um evtl. wieder auftretenden Rost möglichst schnell zu erkennen. Wieder trocknen lassen, bei mir hat es knapp zwei Tage gedauert.
6) Die Kür: Genussvoll ordentlich Hohlraumwachs (Fertan, Fluidfilm, Mike Sanders, ...) im LWK entleeren. Regelmäßig kontrollieren und alle paar Jahre nachfetten! Je nach Fahrleistung und Regentagen (und Häufigkeit der Wagenwäschen :P ) durchaus auch häufiger, weil das Wachs wieder rausgewaschen wird...
Zwischen Schritt 4 und 5 KÖNNTE man mit Karosseriedichtmasse wieder die ursprüngliche Wurst entlang des Spaltes modellieren, ich habe drauf verzichtet. Im Bereich der mittigen Ablauflöcher bleibt dann eine kleine Blechkante bestehen, wo dann das Wasser nicht komplett abläuft. Da aber durch Farbe, Rostversiegelung und Hohlraumwachs allerdings eine dicke Schicht entstanden ist, ist die Kante kaum noch wahrnehmbar - einmal bremsen oder die Tiefgaragenabfahrt runterrollen und schon ist der letzte Tropfen Wasser dort auch weg.
Wenn du die Forumssuche bemühst, wirst du noch auf zahlreiche weitere Wasserkastendiskussionen stoßen. Diese Version ist jetzt nur meine persönliche, einen Königsweg gibt es scheinbar nicht...
Für den weniger glücklichen Fall, dass doch dein LWK durchgerostet ist: Wie man schweißtechnisch vorgeht, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Hab ich selber noch nie gemacht, deswegen halte ich mich da eher zurück. Das können andere besser. Auch hier gibts (gruselige) Beispiele in den Restaurierungsberichten.
Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass der Wagen dort nicht durchgerostet ist
Viele Grüße!
Chris