Differenzial - Varianten Hinterachsübersetzung

Aus /8-KnowHow

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Die /8-er haben je nach Motorisierung, Bau- und Verwendungsart Differenziale (Differentiale) mit unterschiedlicher Hinterachsübersetzung.

Die Hinterachsübersetzung errechnet sich daraus, wie viele Umdrehungen die Kardanwelle machen muss, damit die Hinterräder (bei Geradeausfahrt) genau eine volle Drehung machen.

Das führende Kriterium der Wahl der Übersetzung ist: Je stärker die Motorisierung umso niedriger ist die vorgesehene Übersetzung und umgekehrt je schwächer der Motor umso höher die Übersetzung. Allerdings spielen hier noch Faktoren wie Gewicht des Wagens, Betriebsart, 4-Gang oder 5-Gang Schaltgetriebe sowie Motordrehzahlbereich und Drehmomentverlauf eine zusätzliche Rolle. Zudem wurde in den Anfangsjahren fallweise auch innerhalb eines bestimmten Fahrzeugstyps die Übersetzung im Rahmen der Modellpflege geändert.

Eine ausführliche Diskussion zu Antriebsfragen in Abhängigkeit von Motorleistung/Diesel/Benziner/Getriebe/Differenzial findet sich in diesem Link.
Da geht's zwar um den W123, aber dank der engen Verwandtschaft zum /8-er gilt die dortige Diskussion grundsätzlich auch für unsere /8-er.

Welche Hinterachsübersetzungen in welchen Fahrzugtypen vorkommen zeigt diese aufrufbare Tabelle.

Die Differenziale zeigen ihre jeweilige Übersetzung per eingeschlagener Zahlenangabe.
Meist sind die Zahlen wegen Verschmutzung/Verölung erst nach gründlicher Säuberung des Differenzials lesbar.
Das folgende Bild zeigt die Lage der Angabe bei den Differenzialen mit Kühlrippen (hier Übersetzung 3,69).


Wenn man keine Einschlagzahl findet, kann man das Übersetzungsverhältnis grob so bestimmen: Ein Rad hochbocken, drehen und die Kardanwellen- und Radumdrehungen zählen.

z.B. 10 Umdrehungen der Kardanelle -> ca 5,1 Radumdrehungen -> Übersetzung 3,92 (Formel: 10 : 5,1 x 2 = 3,92)
bzw. 10 Umdrehungen Kardanwelle -> ca 5,42 Radumdrehungen -> Übersetzung 3,69


Der Einbau eines Differenzials mit einer niedrigeren Übersetzung als vom Werk her führt bei gegebener Drehzahl zu einem „direkteren“ Antrieb der Hinterräder durch die Kardanwelle – sprich sie braucht weniger Umdrehungen für eine volle Radumdrehung. Damit wird allerdings auch das auf die Räder gebrachte Drehmoment geringer. Könnte man mit so einem niedriger übersetzten Differenzial die Motorhöchstdrehzahl erreichen, dann ergäbe sich eine höhere Höchstgeschwindigkeit des Wagens. Diesem Effekt sind allerdings ziemliche Grenzen gesetzt, da man ja für das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit die volle Motorleistung braucht – und diese ändert sich durch eine anderes Differenzial aber nicht.
Im Wesentlichen erreicht man dadurch im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich des Wagens, dass der Motor für eine gegebene Geschwindigkeit langsamer dreht wie vordem – was sich auf die Laufruhe und evtl. niedrigeren Spritverbrauch auswirken kann.

Wählt man ein Differenzial mit einer höheren Übersetzung als werksmäßig vorgesehen, bringt man bei gegebener Motordrehzahl mehr Drehmoment auf die Räder. Dies kann tendenziell zu besserer Beschleunigung beim Anfahren des Wagens bzw. besserem Durchzug auf Bergstrecken führen. Nachteil ist ein insgesamt höheres Drehzahlniveau; was gleichbedeutend mit einem höheren Spritverbrauch einhergeht. Bei der erreichbaren Höchstgeschwindigkeit gibt’s Einschränkungen, weil bei Motorhöchstdrehzahl die Räder nicht mehr so schnell drehen wie vordem.

Wichtig beim Differenzial-Wechsel ist, daran zu denken, dass der Tacho der Hinterachsübersetzung angepasst sein muss, denn die Tachowelle misst die Kardanwellenumdrehungen (am Getriebe abgegriffen). Baut man also z.B. ein Differenzial mit einem niedrigeren Übersetzungsverhältnis ein, dann zeigt der Tacho eine gegenüber der tatsächlichen Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu niedrige Geschwindigkeit an. Dies deshalb, weil sich die Kardanwelle – und somit die Tachowelle – langsamer dreht als vordem.

Der Faktor der Falschanzeige des Tachos errechnet sich einfach aus dem Verhältnis der Übersetzungen.
Beispiel: Übersetzung original: 3,92 - ersetzt durch Hinterachse mit Übersetzung 3,69. Ergibt Faktor 3,69 : 3,92 = 0,94.
Das entspricht dann bei „echten“ gefahrenen 100 km/h einer um 6 km/h niedrigere Tachoanzeige als vordem!

Beim Einbau eines Differenzials mit höherem Übersetzungsverhältnis ist es umgekehrt, der Tacho zeigt dann eine höhere Geschwindigkeit als vordem an.

Die Tachometer haben – entsprechend dem Übersetzungsverhältnisses des Differenzials – eine eigene Markierung. Das ist die sogenannte "Wegstreckenzahl", die am Tachogehäuse markiert ist.
Dort steht dann W=0,92 - 0,90 - 0,8625 - oder 0,84 usw..

Welche Differenzialübersetzung mit welcher Wegstreckenzahl korrespondiert steht im /8-KnowHow unter Wegdrehzahl Tachometer und Hinterachsübersetzung

Link auf den Thread, der diesen Beitrag auslöste.




Helmut 230.6 07:15, 3. Okt. 2011 (UTC), ergänzt 24.11.2016

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