Kritische Überlegungen vor dem Kauf

Aus /8-KnowHow

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Einfach nur fahren, geht das?

Die /8-er erfreuen sich derzeit (2022) in ihrer Beliebtheit als Kultauto zunehmend unter jüngeren /8-Neulingen – während das Alter der Autos ja zwangsläufig zunimmt und die Substanz an „guten“ /8-ern eher abnimmt.

So mancher Neuling will einen preiswerten /8 ergattern und damit “einfach nur fahren“. Dieses mag dem einen (oder der anderen) auch für den Moment gelingen, aber das wird ohne ein Mindestmaß an technischem Verständnis und/oder Interesse für die Technik dieser Autos und deren Anforderungen, wenn überhaupt, eher nur von kurzer Dauer sein.

Leute, die "einfach nur fahren" wollen, blenden dabei aus , dass die /8-er, mit denen sie fahren, auch gewartet werden müssen. Nicht nur diese Leute , sondern auch viele Werkstätten wissen oft gar nicht mehr , dass diese Fahrzeuge - im Unterschied zu „modernen“ Autos der 2020-er Jahre mit computerisierter Überwachung - ganz andere, oft wesentlich kürzere Intervalle und Erdordernisse für Wartungsarbeiten haben.

Heutzutage druckt der Meister für das moderne Fahrzeug einen Wartungsplan aus, je nach km-Stand variiert dieser, und da sind dann solche Dinge drin wie Bremsflüssigkeitswechsel oder Wechsel des Innenraumfilters und Wartung der Klimaanlage. Für unsere alten /8-Fahrzeuge gibt es keine ausdruckbaren Wartungspläne! Die existieren nur in der Betriebsanleitung, die der Besitzer hoffentlich hat - und auch wirklich liest und anwendet.

Dazu kommt , dass manche Ersatzteile wie z.B. Unterbrecherkontakte kaum noch zu bekommen sind, und wenn, dann häufig in unbrauchbarer Qualität. So werden aus Unwissenheit Motore kaputtgefahren, weil sie nicht gewartet wurden (u.a. Ventile einstellen, Öle wechseln). Hauptsache, der Lack ist schön und die Chromstoßstangen glänzen!

Wer sich einen /8 leisten will, sollte ihn sich auch leisten können (finanziell, technisch, zeitlich und evtl. auch familienkritisch)!

Denn ein „billiges“ Fahrzeug zu kaufen, um dann auch noch mit dem steuerbegünstigten H-Kennzeichen Geld sparen zu wollen, ist eine Milchmädchenrechnung. Wegen der bald anstehenden Folgekosten entpuppt sich das vermeintlich günstige Fahrzeug oft als die teurere Alternative – oder das Schnäppchen wird durch mangelhafte Reparaturen und Wartung bald ganz zugrunde gerichtet.

Und in der /8-Karosserie lauern tückische und oft äußerlich „auf die Schnelle“ kaum sichtbare aber auch verborgene Roststellen; die können vorwarnungsfrei zur kritischen Gefahrstelle werden wie z.B. angerostetes Lenkhebelzwischenlager, aber auch rostige Bremsleitungen und Spritleitungen.

Wenn man selber nicht genug versiert ist oder zudem nicht die Möglichkeit hat, anfallende Arbeiten selbst zu erledigen, sollte man/frau sich schon vorab erkundigen, wo die nächste Werkstatt liegt, die sich tatsächlich mit dem /8 auskennt. Nicht jede Werkstatt, die „Oldtimer macht“, hat spezifisches /8-Fachwissen und kann auf entsprechende Erfahrung bei Technik und Blech bauen.

Die Qualität der Karosseriearbeiten zu den Preisen wie anno dazumal bieten viele Werkstätten nicht mehr. Da will der Kunde, dass die Arbeit für die aktuelle HU reicht und danach die Sintflut. Wenn die Kundschaft mit der Forderung kommt, "das darf nichts kosten, das ist sowieso das letzte mal", wird dann eben auch nur ein Blech draufgepappt, von außen vielleicht drüber gespachtelt oder gleich nur Farbe draufgeschmiert, „es darf ja nichts kosten“. Wenn der gleiche Kunde dann 2 Jahre später mit dem gleichen Fahrzeug wieder da steht und sich beschwert, dass der TÜV Durchrostungen gefunden habe (allerdings an anderer Stelle!), meint er das könne ja gar nicht sein, er habe doch gerade erst kürzlich so viel Geld für Schweißarbeiten ausgegeben und "alles machen lassen".


Fazit:

Natürlich brauchen wir in der /8-Gemeinde immer wieder Nachwuchs der sich für diese Modellserie begeistern kann. Aber um diese klassischen Autos auch wirklich zu erhalten, muss man/frau sich auch mit den Erfordernissen dafür auseinandersetzen.

Deshalb empfehlen wir hier im Mercedes-Benz /8 Forum, sich vor Erwerb eines derartigen Modells insbesondere mit den in unserem /8-KnowHow vorhandenen Kaufberatungen vertraut zu machen.

Dadurch hat man/frau die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen welches Auto, in welchem tatsächlichem Zustand, für welchen Preis – und ggf. welchen Folgekosten in Frage kommt – und ob man/frau „das auch packt“. Und man/frau sollte in sich gehen und sich fragen: „was kann ich selber zeitlich und technisch machen und was müsste eine Werkstatt (z.B. Schweißen) für mich erledigen – und kann ich mir das auch finanziell leisten?“ Zumal gealterte /8-er bei Werkstattaufenthalten immer wieder für unerwartete Überraschungen „gut“ sind.


Zu guter Letzt:

Ein Zitat vom /8-Forumskollegen Philipp Mechau:
Wenn man die vorgeschriebenen Wartungen durchführt und das Auto gut konserviert, dann ist der /8 definitiv ein Auto zum ewig fahren. Wahrscheinlich mehr als alle anderen Mercedes.
Aber ohne ein Mindestmaß an guter Behandlung hält auch er das nicht aus...


Quellen:

Dieser Beitrag wurde aus (tlw. editierten) Auszügen aus diversen Quellen sowie eigenen Erfahrungen des Autors zusammengestellt.
Die wesentlichen Elemente dazu stammen aus folgenden Quellen.

Kaufberatung von Ralf Kühl

Thread vom /8-Forumskollegen „schreyhalz“




Erstellt von: Helmut 230.6 11:11, 15. Mär. 2022 (UTC), update 24. März 2022

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