Re: Motoreninstandsetzung (Diesel) - Zylinder neu buchsen / Rentabel?
geschrieben von:
Herbstbeige (IP-Adresse bekannt)
Datum: 13. Juni 2020 19:04
Hallo Oli,
Zitat: "Was ist diese Spirale, die wie ein Drehspan aussieht und in welcher sich ein Draht befindet"
Es ist die Schlauchfeder des Ölabstreifrings.
Die Zylinderbuchsen müssen nach dem Einpressen noch gebohrt und gehont werden und zudem die Blockoberseite überfräst werden. Ich hatte vor 10 Jahren meinen nackten Motorblock einem Motoreninstandsetzer gegeben um genau das machen zu lassen. Zudem wurden noch neue Pleuelbuchsen in die Pleuel eingesetzt und eingepasst. Das hat damals 795 Euro gekostet. Die Zylinderbuchsen hatte ich gekauft, so daß die 795 Euro fast nur aus Arbeitslohn bestehen.
Was auf dem Block aufgestempelt ist (0, 1 oder 2) diente damals in der Produktion zur Klassifizierung der gehonten Zylinder. So wurden den einzelnen Zylindern die passenden Kolben zugeordnet, so daß sich das richtige Kolbenspiel, trotz der Toleranzen im Kolbendurchmesser und Zylinderdurchmesser, ergab.
Wenn es richtig gemacht sein soll, dann macht man in Deinem Fall 4 neue Zylinderbuchsen und 4 neue Kolben rein. So würde ich das halt machen, wenn schon alles auseinander ist.
Aber basteln kann man ja vieles. Soviel ich weiß, hat Daimler es aber gar nicht vorgesehen, daß verschlissene Zylinder aufgebohrt, gehont und Übermaßkolben eingesetzt werden. Wahrscheinlich, weil die Zylinderbuchse an sich schon sehr dünnwandig ist. Dennoch gab es wohl damals Übermaßkolben (ich glaube, in 0,5mm-Schritten), weil eben doch verschlissene Zylinderbuchsen aufgebohrt wurden. So war halt eine Motoreninstandsetzung billiger. Ob das gut war oder schlecht oder vielleicht durchaus möglich und unproblematisch, kann ich nicht sagen. Wie gesagt, die Daimlerkonstrukteure hatten es nach meiner Kenntnis nicht vorgesehen, sondern im Verschleißfall immer neue Buchsen.
Gruß, Stefan