Re: W114 Ventile einstellen und...
geschrieben von:
AchtDieLacht (IP-Adresse bekannt)
Datum: 16. März 2022 10:44
schreyhalz schrieb:
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> Moin Moin !
>
> Außerdem - wird oft vergessen - muß man das
> wollen. Wo ist das Problem, wenn jemand einfach
> nur fahren will?
>
> Ganz einfach! Leider sehe ich das immer wieder ,
> auf Treffen oder so oder bei Fzg-Angeboten.
>
> Da gibt es Leute, die "wollen enfach nur fahren"
> und vergessen dabei völlig , dass die Fzge, mit
> denen sie fahren, auch gewartet werden müssen.
> Nicht nur diese Leute , sondern auch Werkstätten
> wissen gar nicht mehr , dass diese Fzge ganz
> andere, wesentlich kürzere Intervalle mit anderen
> Wartungsarbeiten haben.
>
> Das aber sind Dinge , die 1960 noch zur
> Führerscheinprüfung gehörten und die jeder
> Tankwart ausführte ! Heute druckt der Meister für
> das Fzg einen Wartungsplan aus , ja nach km -Stand
> variiert der , und da sind solche Dinge drin wie
> Bremsflüssigkeitswechsel oder Wechsel des
> Innenraumfilters und Wartung der Klimaanlage.
> Für unsere alten Fzge gibt es keine ausdruckbaren
> Wartungspläne ! Das existiert nur, wenn man Glück
> hat , in der Betriebsanleitung, die der Besitzer
> hoffentlich hat und auch liest. Allerdings stehen
> da , zumindestens bei Mercedes, auch völlig
> unsinnige, gar schädliche Dinge drin , die man
> besser nicht macht! Das Wartungsheft vom /8 kenne
> ich nicht , aber bis mindestens zur Heckflosse ist
> da vorgeschrieben , alle Radlager alle 20 tkm
> auszubauen , zu reinigen und neu zu fetten! Lasst
> das bloss sein , etwas Dümmeres gibt es nicht. Die
> Radlager lässt man in Ruhe , prüft ab und zu das
> Spiel und mehr nicht. Wenn sie Kaputt gehen , dann
> hört man das und dann werden sie eben erneuert.
> Kommt öfter mal vor , vielleicht so alle 400 tkm
> kann man mit einem kaputten Radlager rechnen. Oft
> fährt man auch über eine Million km und hat keine
> Probleme.
>
> Tankstellen mit ausgebildetem Tankwart gibt es
> wohl gar nicht mehr, mit viel Glück ist zwar eine
> Werkstatt angeschlossen , aber die hält weder
> Unterbrecherkontakte vor noch eine Fettpresse.
> Wer weiss denn noch , dass z.B. die
> Bundbolzenachse vom Käfer alle 500 km abgeschmiert
> werden musste , also praktisch bei jedem
> Volltanken?
> Die meisten Fzge, so auch alle Mercedes bis 1972
> ausser /8 alle 2500 km?
>
> Ventile einstellen? Gibt es doch bei PKW seit 40
> Jahren praktisch nicht mehr.
>
> dazu kommt , dass mittlerweile
> Unterbrecherkontakte kaum noch zu bekommen sind,
> und wenn , dann fast immer , zumindestens gilt das
> für Motorräder , in unbrauchbarer Qualität.
>
> So werden aus Unwissenheit Achsen kaputtgefahren ,
> weil sie nicht ständig abgeschmiert werden, Motore
> kaputtgefahren , weil sie nicht gewartet werden
> usw.
> Hauptsache , der Lack ist schön und die
> Chromstossstangen glänzen!
>
> Das das Fzg in 2 Jahren vielleicht 10 tkm gefahren
> wurde , ohne abgeschmiert zu werden , quittiert
> der stolze Besitzer nur mit einem Achselzucken
> "Warum , der Wagen fährt doch! " Stimmt , aber
> damit da nicht bald ein Rad wegfliegt , steht eine
> Reparatur im Wert von 5000 E an. Tja, manche haben
> es ja vielleicht , aber dummerweise werden die
> Rep.sätze langsam richtig selten , weil sie nicht
> mehr produziert werden. Und wenn es keine mehr
> gibt , kann das Fzg nur noch im Museum stehen.
>
> Bis vor 20 Jahren gab es inmitten von Hannover
> noch einen grossen Parkplatz hinter einer
> Tankstelle , da war im Freien eine Grube , wenn
> man einen ölfilter mitbrachte und das Öl in der
> Tanke kaufte, war die Grubennutzung zum Ölwechsel
> kostenlos , alten Filter und das Altöl liess man
> kostenlos da , dafür gabe es eine grosse
> Ablasswanne auf Rollen in der Grube , die bei
> Nicht benutzung an einer Seite unter die Treppe
> geschoben wurde und so vor Regen und dergleichen
> gesichert war.
> In der Grube gab es eine Druckluftbetriebene
> Fettpresse , in der Tanke gab man an , was man
> abschmieren wolle , zahlte dann 50 Pfennig pro
> Schmiernippel und schmierte auf der Grube sein Fzg
> ab. War eigentlich für die zahlreichen LKW
> gedacht, die dort tankten und den Parkplatz
> nutzten. habe ich aber auch mit meiner Flosse
> öfter genutzt , wenn ich meine Hebebühne gerade
> längerfristig belegt hatte. Arbeitskleidung war
> aber ein Muss!
>
> So etwas gibt es alles nicht mehr! Abschmieren
> können fast nur noch LKW und
> Langmaschinenwerkstätten , aber die haben in aller
> Regel keine Hebebühne.
> Werkstätten mit Bühne dagegen meist keine
> Fettpresse. Und wenn , wer hat schon Lust dazu?
> Ist schmierig , dauert mitunter bei unwilligen
> Lagern , da schmiert man dann eben etwas Fett an
> den nippel , damit es so aussieht , als ob. Ist
> wie das Ventile einstellen , macht man es selber,
> merkt man sogleich , wenn eine Schmierstelle nicht
> so will , wie sie soll. So hatte ich z.B. an
> meiner letzten Flosse eine Schmierstelle an der VA
> , die weigerte sich hartnäckig , das Fett so
> aufzunehmen , wie man das erwartete. Ich hatte
> eine grosse Fusspresse , damit konnte ich bis zu
> 400bar auf den Nippel geben , dann sass das
> Mundstück fest auf dem Nippel und nach etwa einer
> halben Stunde löste sich das Mundstück , man
> konnte es abnehmen , das Fett hatte sich
> durchgequält. Hat sich übrigends die weit über 700
> tkm , die ich die Flosse fuhr , nie geändert.
> In einer Werkstatt hätte der Monteur die Presse
> runtergerissen , bestenfalls wäre der Kunde
> informiert worden , dass ein Lager nicht
> abzuschmieren sei , weil das Mundstück beim
> Abreissen beschädigt worden sei , müsse man das
> berechnen , ausserdem wäre das fzge weiter nicht
> abgeschmiert worde, weil eben kein Mundstück mehr
> da war.
> Oder man hätte einen guten Kurs aufgerufen und gar
> nichts gesagt !
>
>
> Nun gut, glücklicherweise ist der /8 der erste
> Mercedes mit wartungsfreien Achsen, und weil
> Mercedes der Sache nicht traute und man damals
> noch nicht so genau die Lebensdauer berechnen
> konnte, hat man völlig daneben gegriffen und dem
> Fzg die wohl langlebigsten Achsen spendiert, die
> je in einen PKW eingebaut wurden. Von den
> Dimensionen her könnten die in einem 5 Tonner LKW
> sitzen, die Lebensdauer ist entsprechend.
>
> Von daher bleiben als dem heutigen Besitzer meiner
> Meinung nach das Ventile einstellen und die
> Zündung einstellen / Unterbrecher wechseln als
> Arbeiten , die ich keiner Werkstatt überlassen
> würde.
> dagegen wäre mir als Laie der Vergaser zu
> kompliziert , jedenfalls beim 250er, da würde ich
> aber nur anerkannte Spezialisten ranlassen, da
> wäre mir dann auch kein Weg zu weit, zumal das ja
> keine wiederkehrenden Wartungsarbeiten sind.
>
> MfG Volker
Danke Volker für diese Retrospektive!