Datum: 09. Juni 2017 17:09
Liebe Gemeinde,
nun ist es bald sieben Jahre her, als ich mich erstmals hier im Forum vorstellte. Seitdem habe ich gute 26.000km mit dem Schätzchen zurückgelegt, und das natürlich ohne eine einzige Panne. Trotzdem ist nun für mich der Zeitpunkt gekommen, mich ein bisschen zu modernisieren. Mit ist ein W123 230E zugelaufen, und obwohl dieser Wagen eindeutig weniger Stil hat als der /8 habe ich mich entschlossen, ihn zunächst zu behalten und den /8 abzugeben.
Ich fahre ausschließlich Langstrecke, meist in Oberbayern bzw. nach Österreich in die Berge, und da kommt man mit 136PS einfach flotter und leiser ans Ziel als mit der Wanderdüne. Das Vorglühen, den typischen Dieselsound und das entspannte dahingleiten mit Tempo 80 auf der Landstraße vermisse ich trotzdem schon jetzt.
Bevor ich den Wagen in 1-2 Wochen bei Ebay einstelle möchte ich ihn hier im Forum den wahren Kennern anbieten. Preis 6.600,- mit den Fuchsfelgen (Reifen 2 Jahre alt, ca. 7000km gelaufen), alternativ 6.200,- mit Stahlfelgen auf gut fahrbaren Winterreifen (die derzeit auf dem 123er montiert sind.) Alte Reifen auf Stahlfelgen gibt’s auch noch dazu.
Inklusive Vignette für die Schweiz
; Ich komme gerade von der „Abschiedstournee“ zurück, war knapp 2000km in der Toskana unterwegs, dort sind auch die angehängten Fotos entstanden. Mit dem Handy aufgenommen, Auto ungewaschen, authentische Fotos.
200D/8, W115; Serie 1,5, jedoch ist aus ästhetischen Gründen das Lenkrad der 1. Serie verbaut.
EZ 14.04.1973
Lack 131 – pastellweiß (original)
Innenausstattung 005 – Cognac Vollleder mit Mittelarmlehne (Original war 064 – Stoff beige)
Sonderausstattung ab Werk: Radio „Becker Europa“ (voll funktionsfähig)
Wartungshaft vorhanden, letzter Eintrag Service bei 60.000km im Juli 1979
TÜV-Berichte ab 2000 (8480km) lückenlos vorhanden.
H-Kennzeichen seit 2003
Laufleistung ca. 140.000 km (anhand der Historie plausibel, aber nicht 100% nachweisbar, siehe Historie unten)
Ich habe den Wagen im September 2010 bei einem Tachostand von ca. 5500 übernommen, der Kauf dieses Wagens hatte vor allem sentimentale Gründe (böse Freunde sprachen von Midlifecrisis). Als 18-22jähriger hatte ich mehrere 200D/8, alle billig, alle verrottet und beim nächsten TÜV reif für den Schrott, aber gut und zuverlässig genug, meine Freunde, mich und unsere Surfausrüstung nach Portugal, Spanien und Griechenland zu bringen. Geräumig, zuverlässig, sparsam, gemütlich – so war er mir in Erinnerung, und diese Erinnerung wollte ich zu neuem Leben erwecken.
Selbstverständlich kam der Wagen nur im Sommer zum Einsatz (was Salz diesen Fahrzeugen antut wusste ich ja aus der Jugend) einzelne winterliche Bewegungsfahrten nur bei trockenem und salzfreiem Wetter, um Standschäden vorzubeugen, waren die absolute Ausnahme.
Technisch ist der Wagen in hervorragendem Zustand. Alles funktioniert,nichts quietscht, nichts klappert, straffe Federung, direkte Lenkung, stabile, kräftige Bremsen, souveränes Fahrverhalten. Der gute Zustand ist sicherlich auch der kompetenten Betreuung durch den süddeutschen /8-Papst Ralf Nuding zu verdanken, bei dem er in besonders fähigen Händen war (und ist). Er hat ihn von Anfang an gewartet, zunächst viele Verschleißteile (alle Schläuche, Leitungen, Filter, Gummis) erneuert, kleine Schweißarbeiten vorgenommen, alle zwei Jahre/6000km Ölwechsel, Ventile einstellen etc. Rechnungen über 3.500,- vorhanden.
Motor: springt nach Vorglühen sofort an, nach Warmlaufphase sehr laufruhig, durchzugsstark und sparsam. Ölverbrauch kaum messbar; zwischen den Ölwechseln (ca. alle 2 Jahre/6.000km) in 7 Jahren 1,5 Ltr. nachgefüllt. Gemessener durchschnittlicher Spritverbrauch über 7 Jahre 6,64 Liter (99% Landstraße und Autobahn, Höchsttempo 110km/h).
Tank- und Verbrauchshistorie der letzten 7 Jahre hier: [
www.spritmonitor.de]
Karosserie: Kein Rost an tragenden/relevanten Teilen. Kleinere Schweißarbeiten im Motorraum wurden professionell ausgeführt. Der Wagen ist dicht, Fahrten bei Regen oder durch die Waschanlage kein Problem. Gummidichtungen an den Türen und Kofferraum könnte man als Perfektionist mal erneuern.
Lack: überwiegend Erstlack in gutem Zustand, schöner Glanz. Kleine Abplatzer, kleine, harmlose Stelle hinten unter Chromleiste (s. Foto), seit 7 Jahren unverändert, Leichte Oberflächenkorrosion an wenigen Stellen (kosmetischer Natur). Der Kotflügel links wurde offenbar mal nachlackiert, die hintere Tür fahrerseitig wurde anscheinend irgendwann mal ausgetauscht. Fahrerseitig sind leichte Farbunterschiede zum Rest der Karosserie auf dem einen Foto gut zu erkennen.
Chrom: vollständig vorhanden mit z.T. altersgerechter Patina; könnte man mit entsprechenden scharfen Mitteln sicherlich auf Hochglanz bringen, wenn man das denn wirklich möchte
Innenausstattung: Die edle Vollleder-Ausstattung stellt sicherlich das Highlight des Wagens dar. Ich konnte sie 2012 aus einem Freiburger W115 von 1969 umziehen. Sehr guter Zustand, Leder ohne Beschädigungen, Risse oder Verunreinigungen; Sitze straff, nicht durchgesessen. In diesem Zustand kaum auf dem Markt zu kriegen. Teppiche sauber und ohne Beschädigungen.
Der Wagen hat, bevor er zu mir nach München kam, das Schwabenland nicht verlassen. Historie:
Als Schwabe wählte 39jährige Daimler-Benz-Mitarbeiter Karl-Heinz Wilke aus Esslingen für seinen Wagen selbstverständlich die Buchhalter-Ausstattung. Als einziges Extra war ab Werk das Radio Becker „Europa“ verbaut. Am 14.04.1973 wurde das Fahrzeug vom Werk Sindelfingen ausgeliefert und zugelassen, die ersten beiden Kundendienste bei 570 km und 4050 km im Werk Stuttgart-Untertürkheim durchgeführt.
Herr Wilke verkaufte das Auto als Jahreswagen an den damals bereits 74jährigen Stuttgarter Ernst Böckler (*27.04.1900), der ihn am 04.04.1974 auf sich umschrieb. Herr Böckler war in den ersten Jahren fünf Jahren noch rüstig und mobil, bewegte das Auto regelmäßig und brachte es ebenso regelmäßig zu den Services, die allesamt im Wartungsheft dokumentiert sind. Der letzte Eintrag stammt vom 06.07.1979 bei Tachostand von 60600km – im Schnitt also 10.000km pro Jahr. Danach ging es Herrn Böckler altersbedingt immer schlechter, der alte Herr war zum Autofahren nicht mehr in der Lage, der Wagen stand nur noch in der Garage, Inspektionen wurden nicht mehr durchgeführt.
1988 starb Ernst Böckler, sein Sohn Dietmar Böckler (*20.02.1935) aus Schwäbisch-Hall übernahm den Wagen und ließ ihn am 14.04.1988 auf sich zu. Er bewegte das Erbstück nur zu sehr gelegentlichen sonntäglichen Ausfahrten, hatte er doch einen 230.6 als Erstfahrzeug, gegen den der 200D natürlich reichlich lahm und behäbig wirkte. Das erste nach 1979 vorhandene Dokument ist ein TÜV-Bericht aus dem Jahre 2000, der dem Fahrzeug bei einem Tachostand von 8480 km mit dem Ergebnis „ohne Mängel“ die Plakette zuteilte. In den darauffolgenden 2 Jahren legte Herr Böckler ganze 28 km zurück, womöglich nur einmal zum TÜV Schwäbisch-Hall, wo er am 22.10.2003 die H-Abnahme durchführte. Der nächste TÜV-Bericht mit dem Ergebnis „ohne erkennbare Mängel“ aus dem Jahr 2002 wurde bei einem Tachostand von 8508km durchgeführt. So erscheint es angesichts der Umstände absolut plausibel, dass der Wagen bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich erst 108.508km gelaufen war. Beweisen lässt es sich aber nicht.
2005 starb schließlich auch Dietmar Böckler, seine Witwe verkaufte den Wagen an den Bosch-Ingenieur Wolfgang Knecht (*08.04.1962), den sie persönlich kannte und der ebenfalls in Schwäbisch-Hall zuhause war (OT Michelfeld), der ihn als Hobby und Drittfahrzeug bei schönem Wetter gelegentlich fuhr. In dessen Besitz hakte irgendwann der Tacho und musste instandgesetzt werden, wobei er offenbar auf Null gestellt (oder ausgetauscht?) wurde, sodass der nächste TÜV-Bericht aus 2005 bei einem Tachostand von 1060km erstellt wurde. Herrn Knecht legte bis 2010 insgesamt etwa 6000km mit dem Fahrzeug zurück. Da ihm 2010 ein w123 T günstig angeboten wurde entschloss er sich, den /8 zu verkaufen, und so kam es, dass der Wagen nach 37 Jahren erstmals das Schwabenland verließ und zu mir nach München kam.
Standort München. Bei Interesse bitte ich um eine PN mit Handynummer. Und nein, die Innenausstattung ist nicht einzeln zu haben
Und nein, ich krieche auch nicht unter das Auto und mache irgendwelche Detailfotos (über leicht zugängliche Stellen können wir reden). Wer sich ernsthaft interessiert müsste schon vorbeikommen, selbst schauen, probefahren. Wagen ist und bleibt bis zum Verkauf angemeldet.
Herzlichen Gruß
Matthias