Datum: 12. Oktober 2010 00:28
Okay, gerne!
Dann eine kleine Geschichte.
Es fing damit an, dass ich hier versucht habe einen roten /8 zu finden.
Nachdem sich die Suche schwierig gestaltet hat und vor allem einen "roten" zu finden, habe ich die Aktion schon fast abgeblasen, wenn da nicht eine weitere Hochzeit dazwischen gekommen wäre, auf dem dann eine entscheidende Aktion passiert ist.
Es war ca. 3 Uhr Nachts, als ich durch Zufall im angetrunkenen Kopf meine Blase auf der Toilette entleeren wollte und ich zwei Kollegen beim pinkeln getroffen habe. Der eine ist der zukünftige Bräutigam (
Ferdi /8 Besitzer), der Andere Hendrik. Der Ferdi war stark angetrunken vor dem Urinal sein dringendes Geschäft am erledigen und der Hendrik erwähnte, dass ja sein heutiger Tag, sehr anstrengend gewesen sei.
Seine Freundin war Trauzeugin auf einer parallelen Hochzeit und er musste seinen neuen Audi A4 zur Verfügung stellen und dies war ja sehr viel Arbeit.
Als das Ferdi hörte, drehte er sich "quasi" pinkelnd um, und sprach:
"Wie langweilig ist denn ein neuer A4 als Hochzeits- Auto!
Das hat doch kein Stil. Wenn, dann muss das ein schöner roter Mercedes /8 sein."
Ich habe gedacht: "Das kann nicht sein! Das hat der doch jetzt nicht wirklich gesagt? Woher weiß der denn jetzt, dass ich mit Euch Kontakt aufgenommen habe? Und außerdem, wie geil wäre das?"
Ich habe mir nichts anmerken lassen und innerlich schmunzelnd die Toilette verlassen.
Nun habe ich die Geschichte zwei sehr guten Freunden (Danny und Sebastian) erzählt und sie waren von der Forums Aktion und der Klo Aktion begeistert. Vor allem haben sie mich motiviert nun wirklich die Sache durchzuziehen.
Aber wie?
Ich hatte nun mit keinem Fahrzeug mehr aus dem Forum gerechnet, sondern wir haben uns erstmal seinen angeschaut. Dieser wurde vor 8 Jahren im Stall abgestellt und wurde alle zwei Jahre auf dem Hof mal bewegt, damit er nicht einrostet *grins*. Als wir ihn vorgefunden haben, war er unter einer blauen Abdeckung.
Montag, 27.9.2010
Das erste was mich persönlich an alte Zeiten erinnert hat, war das Tür Geräusch.
"Klack", fällt die Tür satt ins Schloss. Der Sitz ist natürlich nicht mehr der Neuste und die Lehne dreht sich leider nach hinten rechts weg. Aber der Innenraum so schön... So groß...
Leider war keine Batterie mehr vorhanden, sodass wir erstmal eine gebrauchte besorgen mussten. Zur Hand hatten wir eine kleine 63Ah Batterie. OH oh, dachten
wir, ob die das nun packt? ….Angeschraubt, Hebel gezogen…., Lampe glimmt…, Durchziehen...... Er läuft..... Dreimal gedreht und er springt an! Unglaublich
Standgas ein bisschen nach oben und er lief wie ein Uhrwerk.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht mal erwähnen, dass es ein 200D ist.
Erster Schritt ist vollbracht. Der Motor läuft! Wir hatten nun beschlossen, den Motor warm laufen zu lassen, ihn zu beobachten und ein paar Runden auf dem Hof zu fahren. Dies taten wir auch und bemerkten leider sehr schnell, dass die Bremsen "kleben". Weiterhin haben wir bemerkt, dass eine Rücklaufleitung ein bisschen Diesel verliert.
Die Motivation seinen roten Strich8 zu nutzen war somit Dank Danny und Sebastian so gut wie in trockenen Tüchern.
"Wir fahren den Mercedes nicht 700km, sondern wir packen ihn auf den Trailer. Rote Nummern von Olli" Das ist doch wohl kein Thema. Ich meinte „cool Jungs“, dann sollten wir uns morgen Abend zusammensetzen und uns mal die Bremsen anschauen. Gleichzeitig können wir uns darum kümmern, dass wir einen Strauss für die Motorhaube bekommen. Ferdinands Eltern unterstützten die Aktion und kümmerten sich um den Strauss inklusive Saugnapf. Die Rückbank werden wir mit einem weißen Lacken bedecken und auf die Hutablage werden wir einen CD Player stellen mit schöner Hochzeitsmusik. Super Ideen!
Wer macht was? – Erledigt!
Dienstag, 28.9.2010
Am nächsten Tag habe ich abends noch mit roter Farbe die massiven Rost-Stellen ausgebessert, dank Ferdinands Vater der noch einen alten Pott Farbe hatte.
Mittwoch, 29.9.2010
Wir haben uns zwei Tage später abends getroffen. Der Trailer war hinterm VW-Bus, die roten Kennzeichen bereits am /8. Die Bremsen wollten wir uns beim Kollegen anschauen, der das nötige Werkzeug hat. Er wohnt 3km entfernt. Was machen wir? Mercedes auf den Trailer
oder direkt mal die erste richtige Testfahrt? -> Testfahrt -> Okay
Soweit so gut. Nach zwei km wurde leider die Fahrt unterbrochen, da der dritte Gang zu lang war, die festsitzenden Bremsen zu ziehen. Kurz Pause, Aussteigen und Felgen anfassen, ob Sie heiß sind. -> Mist, hinten links war fest. Aber nicht die Scheibenbremse, sondern wir vermuteten die Feststellbremse (Fuß). Kommt Jungs Augen zu und durch. Dann müssen wir den letzten km im zweiten Gang fahren. OH oh, das Schrauberherz tat uns weh, jedoch haben wir es geschafft.
Angekommen, Rad runter Bremsen angeschaut. Scheiben sehen gut aus. Scheibe mal runter genommen und da hatten wir die festsitzenden Bremsbacken gesehen. Der Belag war bereits stellenweise vergammelt und abgefallen. Somit auch verklemmt und führte sicherlich zu der erhöhten Bremswirkung. Wir entschieden uns, die Bremse still zu legen. D.h. wir haben die Beläge gereinigt und etwas zurückgedreht und entschlossen, dass wir die Fußbremsen nicht nutzen werden und vor allem nicht mehr betätigen.
Alles wieder zusammen gebaut und die Zweite Testfahrt angetreten. Diesmal gleich kombinieren und 10 Liter Sprit tanken.
Wir fuhren zu Dritt.
Das schönste daran war, dass wir alle an unsere Jugend gedacht haben. Wisst Ihr noch: Damals als wir zum See gefahren sind. Wisst ihr damals noch im Winter…. Es war schön!
Der erste Gang zieht satt. Beim Schalten in zweiten Gang geht der Hintern runter. Der Kardan macht Geräusche. …das gehört so, war früher auch so! Der Dritte zieht ebenfalls. Ich glaube es war nur die hintere Bremse. Das waren meine Worte. Kurz mal Kupplung getreten. Er rollt „freier“. Nach 2km Fahrt und ein paar Kreuzungen an denen ich bremsen musste, bemerkte ich jedoch. Hmm, so ganz funktioniert dass nicht. Irgendwie bremst er doch noch. Auf der Tankstelle (22Uhr) wurden wir gleich angesprochen. Tolles Auto! *grins* Wir waren stolz. Und konnten sogar die Diesel Zapfsäule erobern, als ein typischer tiefer gelegter 3er BMW mit jugendlicher "typischer 3er Besatzung", uns diese wegschnappen wollte. *grins* Tja Jungs, dachten wir. Jetzt wundert Euch noch wo wir Tanken! Hinten!
Die Rückfahrt erwies sich leider schwierig. Wir haben mehrere Stopps gemacht, die Räder angefasst und bemerkt, dass die hinteren zwar kalt sind, aber die vorderen sehr warm waren und leider auch nicht kälter wurden. Was machen wir?
Wir wussten, dass wir mit dem Hochzeitspaar gute 7km fahren müssen und dass natürlich nichts schief gehen darf. Also haben wir weitere 3km in Angriff genommen und ständig die Räder angefasst. Ganz klar wurde es dann, als warm heiß wurde. Also wieder zurück. Angekommen, qualmte es leider aus beiden Rädern. Dies konnten wir nur im Licht sehen. Die Bremsen waren heiß gelaufen!
Mist, so ein Mist?
Haben wir nun mehr kaputt gemacht als heile? Nein, haben wir nicht!
Dank gilt an dieser Stelle, Dannys Cousin Andreas, der mit seinem Kumpel Kevin (Mercedes Lehrling) die vorderen Bremsen um 22:30Uhr in Angriff genommen hat. Rad runter, Scheibe sieht gut aus. Problem war, dass die Bremsklötze durch Rost nicht sauber zurück rutschten. Also haben wir beide Bremsen auseinander gebaut, Klötze Sattel abgeschliffen, Beläge entgradet und mit Kupferpaste wieder eingebaut. Um 00:30Uhr konnten wir zur dritten Testfahrt antreten. Wir haben in der Zwischenzeit für Essen, Trinken und vor allem für gute Laune gesorgt. Es ist nicht selbstverständlich, dass so eine Bereitschaft zu erwarten war.
Die dritte und letzte Testfahrt erwies sich als erfolgreich. Kein Bremsen mehr, trotz mehrfachem Bremsens. Wir hatten es geschafft. Nun haben wir das Auto wieder in Schuppen gestellt und soweit war alles geplant.
Donnerstag, 30.9.2010
Danny hat den Mercedes sicher verladen. Alles gepackt, verstaut und hat die Reise von Oldenburg nach Schwabach um 12Uhr angetreten.
Ich (wir) sind um 14Uhr losgefahren und auf halber Strecke haben wir uns Alle getroffen. Da ich ja nun der Trauzeuge war konnte ich mich nicht mehr im Detail mit der Organisation des Autos vor Ort kümmern. Dies hat Danny mit weiteren Freunden gemacht. Ankunft in Schwabach war ca. 21Uhr. Der Mercedes wurde auf dem Hotel Parkplatz versteckt und wir „polterten“ noch kurz mit dem Hochzeitspaar.
Freitag, 01.10.2010
Der Hochzeitstag: 10:30Uhr Standesamt, Trauung
Ich habe der Bräutigam morgens abgeholt und ihm gut zugeredet. Die Aufregung war deutlich zu erkennen. Danny und Co. waren schon lange wach und haben im abseits gelegenen Hotel den Mercedes abgeladen und soweit alles vorbereitet. Treffpunkt 10Uhr beim Standesamt. Danny strahlte mich nur an und sagte. Alles fertig. „Wahnsinn, Danke!“ Er verzichtete darauf mit ins Standesamt zu gehen, da der Mercedes ja noch vom Hotel geholt werden musste.
11:00Uhr
Fertig, Tränen liefern mir runter. Oh ist das schön! Nun müsst Ihr rausgehen. Mal sehen was da so ist.
Wir hatten einen weißen Teppich mit Lacken vorbereitet, Alle Bekannten, Familie und Freunden hatte Rosen in der Hand. Dies habe ich ebenfalls ca. 1min mitgemacht, als dann Danny mir die Schlüssel übergab und gesagt hat: „Tim, der Wagen steht im Parkhaus um die Ecke, 2 Etage“. Alles fertig. Hole Ihn!
Wie ein Roboter voller Emotionen bin ich zum Parkhaus gelaufen. Natürlich habe ich in der Aufregung nicht den normalen Eingang genutzt, sondern bin der Auto-Einfahrt zum Parkhaus gefolgt. Dabei bin ich noch von der herunterkommenden Schranke eines vorher einfahrenden Wagens am Kopf erwischt worden. Nichts passiert, jedoch war ich wirklich neben der Spur.
Wie mitgeteilt, 2 Etage. Da stand er…..
Er sprang an, er bremste auf Kommando!
Die Ausfahrt vom Parkhaus liegt ca. 200m entfernt vom Ausgang des Standesamts.
Der Moment kam als ich auf das Standesamt zufuhr. Es nieselte leicht und Alle standen mit Sektglas neben und vorm Gebäude. Um Aufmerksamkeit zu erreichen hupte ich wie wild und mir wurde erzählt, dass beim ersten Hupen Ton Ferdinand gesagt hat: „NEIN, Nein, die Hupe kenne ich“ das ist meine Hupe!“ Er konnte das Auto nicht sehen…. Doch dann konnte er es und ihm standen die Tränen in den Augen.
Sein Mercedes, an seinem Tag!
Die Fahrt war herrlich. Er schnurrte wie ein Kätzchen. Keine Probleme nichts! Wir haben noch eine kleine Konvoi Fahrt gemacht und ordentlich gehupt.
So das war es…
Wir hatten es geschafft!
An dieser Stelle sage ich:
Freunde sind das Wichtigste! Vielen Dank!
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Vielen Dank für Euer Interesse und wir wünschen dem frischen Paar „Alles Gute“.
Evtl. findet er ja hier im Forum Hilfe, bei einer zukünftigen evtl. Restauration.
Denn ich hoffe, dass der Wagen nie verkauft wird!
Gruß Tim
EDIT: Bilder neu eingefügt. Grüße, Thorsten
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.03.21 14:05.