Ölwechsel in der Servolenkung

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Hier werden drei Methoden zum Wechsel des Öls in der Servolenkung vorgestellt; sortiert nach aufsteigendem Aufwand (und aufsteigender Effektivität).


Das richtige Öl:

In die Servolenkung kommt ATF nach der alten Klassifizierung "Dexron Typ A Suffix A" oder nach der neueren "Dexron II-D". Mercedes verkauft auch spezielles Servolenkungsöl. Es werden etwa zwei Liter davon benötigt.
Typischerweise ist die Farbe dieser Öle rot. Es gibt aber auch welche mit gelblicher Farbe; z.B: Lenkungsöl von Liqui Moly und zwar Lenkgetriebeöl 3100 Mineralisch Dexron || D,MB Freigabe 236.3.
Farbe ist egal; Hauptsache sie erfüllen die vorgenannten Klassifizierungen.


Vorarbeit für alle drei Methoden:

Ölvorratsbehälter der Servolenkung öffnen und mit einer Spritze mit einem dünnen Schlauch dran das alte Öl aus dem Vorratsbehälter absaugen. Die Feder von der Befestigungsstange in der Mitte des Vorratsbehälters abnehmen und die Scheibe darunter mit einem gebogenen Draht etc. herausnehmen. Darunter findet man einen Filter:



Diesen Filter herausnehmen und entweder großzügig mit Bremsenreiniger durchspülen (von innen nach außen) oder ersetzen: A000 236 0055 (ca. 12 Euro).
Dann den Filter wieder einsetzen, die Scheibe wieder (richtig herum - der umgebogene Außenrand gehört nach oben!) drauf und die Feder wieder aufsetzen.
Anmerkung: Am Ende dieses Beitrags ist eine kleine Fotoserie angefügt, die das Ganze im Detail veranschaulicht.

Ab jetzt differenzieren wir nach den drei Methoden des weiteren Vorgehens:


Methode 1: Schnell und einfach

Vorratsbehälter mit Öl füllen, Deckel drauf, Motor an, Lenkung einmal links und rechts gegen den Anschlag drehen und Motor wieder ausschalten. Deckel des Vorratsbehälters abnehmen und das Öl wieder absaugen. Neues Öl rein und Deckel wieder drauf, Motor an etc... Diese Prozedur wiederholen bis das Öl sauber aussieht.

  • Vorteil: einfach.
  • Nachteil: viel Öl erforderlich und es bleibt immer dreckiges Restöl im System.


Methode 2: Nachgedacht

Vor dem Befüllen des Vorratsbehälters den Öl-Rücklaufschlauch vom Behälter abnehmen. Das ist der Schlauch, der auf einen Stutzen seitlich unten am Behälter führt. Den Stutzen verschließen (da nur kurzzeitig reicht Klebeband) und den Rücklaufschlauch in einen alten Ölkanister stecken. Vorratsbehälter mit Öl füllen, die Lenkung bei ausgeschaltetem Motor an einen Anschlag drehen und dann den Motor starten lassen (!!!). Das Öl wird sehr rasch abgesaugt und weil die Servolenkungspumpe nicht ohne Öl laufen darf sollte der Helfer am Zündschloss den Motor sofort wieder ausschalten, sobald der Ölstand im Vorratsbehälter abgesunken ist. Dann den Vorratsbehälter wieder auffüllen und das Spielchen wiederholen.

  • Vorteil: das System wird mit frischem Öl durchspült.
  • Nachteil: zwei Personen erforderlich und die Servolenkungspumpe geht kaputt wenn man herumtrödelt.


Methode 3: Die Gründliche

Vor dem Befüllen des Vorratsbehälters den Wagen auf eine Hebebühne stellen und hochfahren. An der tiefsten Stelle auf der Unterseite des Servolenkgetriebes befindet sich eine Ablass-Schraube. Diese öffnen und es kommt - kein Öl heraus, wenn die Lenkung in Mittelstellung steht. Nun einen kleinen Trichter mit einem Schlauch versehen, den Schlauch in eine alte Öldose stecken, den Trichter unter die Ablass-Schraube bugsieren und einen Helfer an der Lenkung drehen lassen. Das Öl spritzt dann heraus und das System läuft leer, wenn die Lenkung an einem der beiden Anschläge steht. Austropfen lassen und Schraube wieder drauf (nicht zu fest anknallen). Vorratsbehälter mit Öl füllen und bei ausgeschaltetem Motor die Lenkung mehrfach links und rechts gegen den Anschlag drehen. Dabei entlüftet sich das System weitgehend, es steigen Blasen im Vorratsbehälter auf und der Ölstand sinkt dort. Also immer wieder nachfüllen. Schließlich den Deckel NOCH NICHT draufsetzen und einen Helfer den Motor starten lassen. Die Servolenkungspumpe saugt das Öl an, der Ölstand sinkt möglicherweise noch einmal bedenklich ab - deshalb eine volle Ölflasche in der Hand halten und fleißig nachkippen. Deckel drauf, fertig.

  • Vorteil: das alte Öl wird ziemlich vollständig aus dem System entfernt und die Gefahr der Zerstörung der Servolenkungspumpe ist geringer.
  • Nachteil: Noch mehr Arbeit und wir brauchen eine Hebebühne.


Fazit zu den drei Methoden:

  • Methode 1 ist etwas "billig" und dabei trotzdem teuer,
  • Methode 2 ist sehr effektiv,
  • Methode 3 ist aufwendig und scheint mir nicht besser zu sein als Methode 2.


Tipp am Rande:

Die Dichtung im Deckel des Vorratsbehälters ist oft schon ziemlich verhärtet und dichtet nicht mehr richtig. Daher kommt dann auch der Ölnebel außen am Vorratsbehälter.
Also bei dieser Gelegenheit die Dichtung gleich mit tauschen: A000 236 0080 (ca. 3 Euro in 2010; im Sep. 2021 knapp 7 Euro).


Hier noch der Link zu Christians Original Forumsbeitrag


Vielen Dank an Christian Dannert für diesen Beitrag!



Forumsmitglied Christop_250C hat zum Filtertausch eine Fotoserie bereitgestellt, welche die Sequenz des Einsatzes eines neuen Filters und einer neuen Beruhigungsplatte (die heißt wirklich so: A000 236 0076) zeigt:













Danke Christoph!



Und ergänzend noch ein Link zu einem Artikel in der W124-Werkzeugkiste. Das Vorgehen ist praktisch identisch; die Technik ziemlich ähnlich aufgebaut.

Link zu den W124-Kollegen



Erstellt von Thorsten Weiss 08:06, 27. Jul. 2010 (UTC)

Ergänzt um Christian Dannerts Beitrag von Helmut 230.6 19:56, 1. Aug. 2010 (UTC)

Ergänzt um Christoph_250C seiner Fotoserie Beitrag durch Helmut 230.6 17:30, 23. Aug. 2013 (UTC)

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