Dieselmotor und Betrieb mit Pflanzenöl

Aus /8-KnowHow

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Für den Betrieb von Pflanzenöl im /8 muß ähnlich wie beim 123er bissl was umgebaut werden. Da die Motoren vom /8 zunächst unverändert im 123er verbaut wurden und dann später ne Leistungssteigerung bekommen haben, kann man beim 123er quasi 1:1 abschreiben.

Grundsätzlich muß der Motor in gutem Zustand sein, einen kompri-losen ausgelutschten 200D mit 15 Bar bekommt man im Sommer vielleicht noch an, im Winter hat man verloren.

  • Ventile: sollte man grad in der Umstellungsphase mehrfach kontrollieren, nach 500km auf 100% PÖL, dann bei 1500 und 2500km nochmal. Bei einigen Motoren (Heizölbetrieb?) vielleicht sogar schon bei 300 und dann bei 800km wieder.
  • Schnellglühkerzen: da gibt es verschiedene Hersteller, Bosch, Beru... die alten Wendelkerzen bringen nicht die Temperatur, also raus damit. Die alten hängen auch in Reihe und ein Teil des Vorglühstroms wird an den Drahtwendeln (Vorwiderstände!) außerhalb des Motors in Wärme umgesetzt. Wir wollen aber Wärme in der Vorkammer - also Schnellglühkerzen rein.

Datei:Diesel rapsoel-01.jpg

Die alten Widerstände fliegen mitsamt den Kerzen raus. Dann kommen die 4 neuen Kerzen rein (Schlüsselweite 20.8mm). Dann muß man sich 3 Drahtbrücken bauen, ich empfehle 4mm² oder dicker. Lötösen M4 braucht man 6 Stück. Die Masseverbindung am ersten Zylinder wirft man ersatzlos raus. An Zylinder 4 wird wie gehabt die Leitung vom Vorglühschalter angeschlossen. Der Salzsteuer bleibt unverändert in Betrieb. Nachglühen kann man manuell mit dem Anlaßschalter, ist aber nicht unbedingt nötig...
In diesem /8-KnowHow-Beitrag gibt es eine detaillierte Info zur Umrüstung auf Schnellstartglühkerzen

  • Düsen: da gabs über die Jahre einiges an Entwicklung. DN0SD1510 finde ich oft in alten Haltern, aber auch 220, 240, 248, 240 (USA). In den 123ern, 201ern und 124ern wurden die 261er Typen verbaut, später dann die 265er Typen. Ich verbaue grundsätzlich DN0SD265, in meinem 300CD hab ich aber auch noch 261er. Die Unterschiede dazwischen sind marginal. Hersteller die für mich zum Einbau in Frage kommen sind Motopal, Monark, Bosch, ich hab aber auch schon Delphi und Lucas verbaut - problemlos. Düse einzeln:

Datei:Diesel rapsoel-02.jpg

Halterkombination:

Datei:Diesel rapsoel-03.jpg

  • Öffnungsdruck (DÖD): das hängt von der Fahrweise ab. Wer 100% PÖL auch im Winter fahren will, der sollte mit dem Druck in Richtung 150 Bar gehen, dann kann man aber keine Alpenpässe mit Wohnwagen und Diesel mehr fahren, das wird dem Motor dann zu heiß. Für gelegentlichen Sommerbetrieb, mit dem Rückfall auf Dieselbetrieb haben sich 135 Bar (plus-minus 5 bar) bewährt. Seriendruck sind 115 bar, bei einem Motor mit 200tkm oder mehr wird der DÖD sich schon arg gesenkt haben, ich hatte schon Düsen mit 80-90 Bar DÖD vor mir, daß der Motor damit nicht lief ist klar. Für 50-50 Mischpöler, die nur mit 07er bei schönem Wetter rumfahren, sind 125bar ausreichend, die sollte man aber auch bei reinem Dieselbetrieb wählen. Ich habe schon mehrere Sätze für Dieselfahrer mit leicht höherem Durck fertig gemacht, durchweg positive Resonanz, nagelt zwar etwas stärker, aber raucht weniger und zieht besser.
  • Anpassen der ESP: bei Düsenöffnungsdrücken bis 135 bar ist normalerweise keine Anpassung an der Einspritzmenge (Feinstaubschraube) nötig. Bei allem was drüber raus geht muß man Fördermenge und auch Förderbeginn einstellen.
  • Flammscheiben: Wenn man sich bei DieselCoupe.de oder Dieselsend.de neue Düsenstöcke (Neu oder Austausch) beschafft sind normalerweise die Leckölschläuche und die Flammscheiben im Satz dabei. Das gehört da zum Service. Wer sich selbst dran vergehen will: A617 017 03 60.

Datei:Diesel rapsoel-04.jpg

Die konische Seite gehört nach unten (links im Bild), der Grad (rechts im Bild) gehört zur Düsenhalterkombination. Keinesfalls die alten Flammscheiben (Düsenplättchen werden die auch genannt) wiederverwenden, das sind Einwegdichtungen! Zum rein- und rausschrauben braucht man eine 27er Langnuß, gerne wird auch eine mit Fenster genommen, um die Leckölanschlüsse nicht zu verbiegen, die brechen beim zurückbiegen gerne ab! Natürlich sollte man mit Bremsenreiniger o.ä. den Motor im Bereich der Düsen reinigen. Wenn mal ein Sandkorn reinfällt isses nicht schlimm, der Motor verdaut sowas, aber schön isses nicht. Mehr dazu später.

  • Anpassen Förderbeginn (FBG): Je nach verwendetem Öffnungsdruck muß man anpassen. Oder auch nicht. Wir fahren unsere 300er und den 240er im W123 mit 150 Bar Öffnunsgdruck und haben den FBG von 24° v.OT auf 28/29° vorverlegt, die Fördermenge ungefähr eine 3/4 Umdrehung verstellt. Damit sind wir zwar auf PÖL festgelegt, Diesel geht nur noch bei zartem Gasfuß, aber mit nem eigenen 1000 liter Tank zuhause ist das kein Problem. Grundsätzlich ist aber eine Überprüfung des FBG auch ohne PÖL-Betrieb nicht schädlich. Die Kette längt sich gerne mal, die Spannschienen geben nach, der FBG verstellt sich auf spät. Der Motor läuft dadurch weicher, nagelt nicht mehr so hart, aber hat auch weniger Leistung und wirft mehr Dreck raus.

Sollwerte:

  • 200D 26° v.OT.
  • 220D/240D/300D 24° v.OT.
  • Toleranz laut DC: 1,5°

Ich stelle die Motoren immer auf die obere Toleranzgrenze, dann nageln die Maschinen etwas härter, aber bieten mehr Durchzug und gehen besser.

Weitere Änderungen: beim Diesel hat sichs gezeigt, daß die Vorföderpumpe und die Handpumpe gerne müde und verschlissen sind. Die Handpumpe wird gerne an der Dichtung unter dem Handrad undicht, Neuteil kostet 10 Euro.

Datei:Diesel rapsoel-05.jpg

Die Flatterventile in der Pumpe selbst verschleißen, dadurch bekommt die ESP selbst nicht mehr genug Sprit und der Motor ist durchzugsschwach. Repsatz kostet 8.- EUR (inkl den biodieselfesten Gummiringen).

Datei:Diesel rapsoel-06.jpg

Die Vorförderpumpe (VFP) kann man recht einfach demontieren, neue Dichtung sollte man auch gleich parat haben (oder man schneidet sich eine selbst, lohnt aber nicht) und bei der Gelegenheit macht man auch an der ESP gleich nen Ölwechsel, denn wenn man die VFP abschraubt kommt das Öl aus der Pumpe gelaufen. Die Gummiringe an den Hochdruckstutzen der ESP werden gerne undicht, dann sifft dort PÖL/Diesel raus, oder aber die ESP läuft leer weil Luft rein kann. Der Austausch ist beim /8 ohne Sonderwerkzeug machbar, man braucht die Gummiringe und neue CU-Scheiben (jeweils nur Centkram, aber es bringt was). Wenn man gleich die biodieselfesten O-Ringe nimmt, hat man auch mit der gesetzlich verordneten BioDiesel-Beimischung kein Problem mehr. Für die Tauscherei der Ringe gibts eine Prozedur von DC, will ich hier nun nicht wieder auswalzen.

Was ich bei allen 123ern bei uns gemacht habe: die originale Spritleitung entfernt und durch einen dickeren PA-Schlauch ersetzt, der PA-Schlauch ist resistent gegen Diesel, BioDiesel und PÖL und läßt sich am Unterboden recht gut verlegen. Der TÜV hat nichts zu meckern und die Leitung rostet auch nicht mehr durch. Man sieht auch eventuelle Luftblasen besser. Das Tanksieb hab ich bei den Wagen auch entfernt, beim /8 ist das ne leicht andere Prozedur, da der Tank anders aufgebaut ist. Beides dient aber dazu, daß das Pöl im Winter aus dem Tank kommt und setzt den Strömungswiderstand runter. Ebenso hab ich eine Druckanzeige verbaut, man sieht anhand der Anzeige den Systemdruck und weiß ob die Filter dicht gehen oder obs PÖL im Tank zu kalt ist.

Allgemeines:

Bei der Dieseleinspritzanlage sollte man immer auf peinliche Sauberkeit achten. Vor der Demontage der VFP an der ESP oder Verstellen des FBG an der ESP oder dem Abnehmen von Hochdruckleitungen und Ausbau der Düsen sollte man den Bereich reinigen, Bremsenreiniger und ein Pinsel sind da die idealen Handwerkszeuge. Die Flammscheiben sind gerne mal mit etwas Ruß belegt, wenn der in die Vorkammer fällt ists nicht wild, aber Sandkörner, Dreckbollen und sonstige Sachen haben da nichts verloren! Flammscheiben sind gerne mal verklemmt oder in der Vorkammer verklebt, da reichts manchmal außen auf den dicken Rand mit einem Durchschlag oder einem Schraubendreher Druck auszuüben, manchmal muß man die aber auch mit nem Schraubendreher in der Mitte packen und raushebeln. Soll auch schonmal passiert sein, daß die nur mit nem Auszieher raus wollte...

Die Hochdruckleitungen vor der Wiedermontage immer mit Bremsenreiniger durchspülen, die Gewinde reinigen, Metallspäne in den Düseneinsätzen machen die gleich wieder kaputt, Düsenklemmer etc. können vorkommen und dann läuft der Eimer nicht. Die Hochdruckleitungen müssen spannungsfrei auf die Düsen und auf die ESP passen, die Anschlußnippel müssen sauber sitzen und müssen lotrecht zu den Anschlüssen von ESP und Düsenhalterkombination ausgerichtet sein. Bei Bedarf muß man die von Hand (!) nachbiegen. Die Klemmsteine müssen spannungsfrei auf die Hochdruckleitungen passen, läßt man die weg, dann brechen die Leitungen (Schwingungsbruch) durch die Druckwellen, die im Fahrbetrieb in den Leitungen hin und her laufen.

Zur Vorkammer:

Oft haben (Hobby-)Schrauber Angst, daß sie die Vorkammer beim Lösen der Düsenhalter mit rausdrehen und die Glühkerze abscheren. Das ist ein Märchen. Die Vorkammer sitzt mit einer Nase im Kopf fest, kann sich nicht verdrehen. Die Düsenhalterkombination sitzt in der Mutter, mit der die Vorkammer in den Kopf gepreßt wird, die Halterkombi ist mit 80Nm eingeschraubt, die Nutmutter (sieht man von oben) ist mit 190Nm in den Kopf geschraubt. Die zu lösen bei der Demontage der Düsen ist theoretisch zwar möglich, aber ich kenn niemand, dem das schonmal passiert wäre. Hier ein Bild zur Vorkammer, ausgebaut, man sieht an beiden Vorkammern unten die Nase (die ist eigentlich oben)

Hier nochmal 4 Vorkammern, die links ist ohne Prallkugel..

Hier ein Blick in eine neue Vorkammer beim 240D im W123, man sieht die Haltenase und die Prallkugel, die Nutmutter ist noch nicht montiert.

Das ist quasi der Blick aus Richtung der Vorkammer auf Flammscheibe und Düse:

Ein Schnittbild durch die Vorkammer - links die Flammscheibe eingezeichnet, rechts mit Düse (allerdings ne andere Art von Flammscheibe). Der Steg quer ist die sog. Prallkugel, auf die die Düse draufspritzt:

Ein Schnittbild durch den ganzen Motor, inkl Glühkerze usw.

Hier eine Düsennadel einzeln: man sieht vorne die kleine Abflachung, damit wird eine Art Vorstrahl erzeugt, nur bei den Typen 261 und 265.



Erstellt am 08.10.2006 von Wolfi (www.dieselcoupe.de)

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