Raddeckel lackieren

Aus /8-KnowHow

Wechseln zu: Navigation, Suche

Radzierdeckel, die in der Wagenfarbe lackiert sind, waren bis zum Beginn der 80er Jahre eine hübsche Spezialität von Mercedes-Benz. Der filigran geprägte Stern macht die Deckel optisch reizvoll, sorgt aber beim Neulackieren meist für Kummer. Durch die Foren geistert immer wieder der Hinweis auf spezielle Lackierschablonen, die aber kaum jemand schon mal gesehen hat; selbst die meisten Lackierer zucken mit den Schultern, wenn sie danach gefragt werden. Wie man auch auf anderem Weg ein professionelles Ergebnis erzielt, soll hier kurz beschrieben und illustriert werden.

Für einen Deckel kann man ca. 1½ Std. Arbeitszeit rechnen – allerdings ohne die Trocknungspausen.

Benötigt werden:

  • für die Schablonen Papierbogen DIN A1 ca 200g/m²; ich habe alte Jahresübersichtskalender verwendet
  • Zeichenzirkel
  • scharfes Messer (die kleinen Abbrechmesser tun‘s)
  • Tesakrepp für die groben Abklebearbeiten
  • 3M Fine Line Tape ¼ Zoll Breite (im Lackierbedarfshandel erhältlich - 50m zu rd. 23 DM) – ein äußerst flexibles Kunststoffband, mit dem sich beliebige Radien faltenfrei kleben lassen.
  • Schleifpapier, Lackspray

Vorhandene Lackierungen sollte man beibehalten, wenn die Kanten sauber sind; man hats dann beim genauen Abkleben leichter, und die neue Lackschicht haftet besser. Schlechte Lackierung ist ruckzuck mit Nitro-Verdünnung entfernt. Das Grundprinzip ist, die Lackierung in zwei Abschnitten vorzunehmen: zunächst der Außenkreis, dann die Dreiecke innerhalb des Sterns.

Aus dem Papier werden insgesamt drei Schablonen geschnitten. Die jeweiligen Radien nimmt man mit dem Zirkel direkt vom Deckel ab und überträgt sie auf die Ausschnittvorlage.

Die erste deckt den äußeren Metallrand ab. Man schneidet das Papier zunächst so zu, daß es den gesamten Raddeckel abdeckt. Sodann schneidet man zentrisch ein kreisförmiges Loch, das einen etwa 3-4 mm größeren Radius hat als die äußerste Lackkante.

Die zweite dient zur Abdeckung der Lackflächen außerhalb des Sterns. Man schneidet ein Stück Papier ebenso zu wie beim ersten Mal, der Lochkreisradius ist ca 2-3mm größer als der Außenradius des Sterns.

Die dritte deckt den Stern ab. Man wählt den Radius etwa 3mm kleiner als den inneren Sternradius. Sodann schneidet man diesen Kreis radial bis zum Mittelpunkt ein und formt einen Kegel, der der Kontur des Sterns entspricht. Diese Form wird durch Abkleben des Einschnitts fixiert.

Mit dem FineLine Tape werden nun die Metallkanten abgeklebt. Bei bereits lackierten Deckeln kann man sich leicht an den vorhandenen Lackkanten orientieren, bei unlackierten Deckeln empfiehlt es sich, die Kehlen mit dem Zirkel vorsichtig anzureißen, da man sonst garantiert keine gleichmäßigen Rundungen hinbekommt. Abkleben und Lackieren des Außenkreises Man beginnt mit der äußersten Kante und klebt zunächst eine Bahn rundherum entlang der Lackkante bzw. des Anrisses. Anschließend setzt man parallel eine weitere Bahn außen an. Auf diesen breiten Streifen kann man nun die Außenschablone problemlos mit Tesakrepp befestigen.

Nun wird die äußere Lackkante des Sterns mit dem Tape abgeklebt. Auch hier setzt man anschließend eine parallele Bahn innenseitig an. Die Sternabdeckschablone kann nun ebenfalls mit Tesakrepp problemlos fixiert werden.



Jetzt kann die Lackfläche außerhalb des Sterns bearbeitet und in mehreren dünnen Schichten (das vermeidet Nasen und Orangenhaut) lackiert werden. Beim Anschleifen darauf achten, daß die Kanten des Klebebands nicht beschädigt werden.

Abkleben und Lackieren der Sternfläche.

Nach einer angemessenen Trockenzeit werden zunächst die Sternabdeckung und die Tapes, die den Sternring abdecken, vorsichtig entfernt.

Der Sternkreis wird nun zur Innenkante hin neu abgeklebt, wieder ein Tapestreifen angesetzt (diesmal von außen) und die zweite große Schablone wieder mit Tesaband angesetzt.

Der Stern läßt sich problemlos mit dem Tape abdecken, überstehendes Tape läßt sich mit einem scharfen Messer kantenscharf wegschneiden. Man achte darauf, daß die Seitenkanten des Sterns nicht gerade, sondern leicht konvex sind!



Nun können die Lackflächen innerhalb des Sterns bearbeitet und lackiert werden. Nach Abtrocknen der letzten Lackschicht werden die Tapestreifen vorsichtig entfernt; mit einer Kreditkarte o.ä. sollte man die Abreißkante zum Lack sichern, damit beim Abziehen nicht Lackstreifen mit abgezogen werden - die Aluflächen sind sehr glatt!

Nun kann der fertige Raddeckel bestaunt werden; solange man eine halbwegs ruhige Hand und keinen allzu großen Knick in der Optik hat, wird das Ergebnis immer überzeugend ausfallen. Viel Erfolg bei dieser schönen Winterarbeit

© Karl-Ludwig Kusche



Ergänzende Bilder von Thorsten Weiss, der das bis aufs Klebeband (hab 08/15 Kreppband verwendet) ganz genauso gemacht hat:





Detailaufnahmen nach der Lackierung:





Hier noch ein Praxisbericht vom /8 Forums-Kollegen "bumper", der verschiedene Varianten beim Lackieren versucht hat - ohne die Chrombeschichtung anzurauhen.:

1. Versuch mit "normaler" Grundierung, dann Decklack: Wird zu dick und hält soso lala

2. Versuch direkt auf den Chrom: Schön glatt - leider geht der Lack meist auch schon beim Entfernen der abgeklebten Stellen ab.

Dann hat bumper in einem Forum gelesen, dass der Plastik-Primer hier gute Dienste leistet. Also...

3. Versuch mit Plastik-Primer und dann Decklack: Hält bombig, ist kostengünstig und die Radkappen bleiben durchgängig verchromt.




Hier ein weiterer Tipp vom Kollegen "Wolfgang" (Jan. 2017), der es mit einer anderen Abklebemethode gemacht hat:

Die Folie ist eine Schutzfolie für beschichtete Aluminium-Profile für den Metallbau, also Fertigung von Fenstern/Türen/Fassaden aus Alu.
Diese Folie ist etwas elastisch und läßt sich prima in die Falze und Kanten der Radkappe drücken.
Gibt es leider nicht im Baumarkt etc., aber einfach mal beim freundlichen Metallbauer von nebenan fragen. Wenn der Systeme von SCHÜCO verbaut, sollte er auch solche Folie nutzen.Es gibt die im verschiedenen Breiten, einfach mal schauen was der da hat. Man kann diese Folie auch aneinander stoßen.

Zunächst die blanke Radkappe, es ging mir hier nur ums Abkleben:


Folie aufgedrückt, mit Kugelschreiber in die Ecken, dadurch hat man die Folie tief in die Kanten gedrückt und auch gleich eine Markierung zum Ausschneiden:


Zum Ausschneiden kleines scharfes Cuttermesser nutzen...... immer schön dem Kuli-Strich folgen....Reste abziehen.


Lackieren mittels Sprühdose. Nein nein, ich hab nicht im Esszimmer lackiert, nur die Bilder gemacht :-)
Anmerkung: Die beiden hellen Stellen sind Spiegelungen einer Lampe.


Fazit: Das Abkleben dauert nur einige Minuten, die Lackierkanten sind messerscharf, nix verschmiert oder verlaufen.
Es ging mir hier nicht ums Vorbehandeln der Fläche sondern nur ums saubere Abkleben.



Ursprünglich Erstellt von Karl-Ludwig Kusche am 02.09.2007, diverse Ergänzungen, zuletzt 08.01.2017

Persönliche Werkzeuge