Reparatur Blinkerrelais

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In Deutschland soll der Fahrtrichtungsanzeiger (Gebrauchssprache: "Blinker") mit einer Frequenz von 1,5 Hz ± 0,5 Hz (entsprechend 90 ± 30 Lichterscheinungen pro Minute ) blinken. Der Blinkgeber (Blinkerrelais) muss dabei so takten, dass die relative Hellzeit der Blinkleuchten 30–80 Prozent beträgt.


Unser Forumsmitglied "Chio110" hatte das Problem, dass die Blinkfrequenz seines Blinkerrelais ca. dreimal so schnell wie normal war.


An einer defekten Blinkerbirne hat es nicht gelegen, sondern am Blinkerrelais.

Diese Relais enthalten allerlei elektronische Bauteile, die für die Generierung der richtigen Blinkfrequenz "zuständig" sind.
Darunter sind auch sogenannte Elektrolytkondensatoren.
Solche Kondensatoren speichern Ladungen, die im Rahmen einer elektronischen Schaltung u.a. auch zur Steuerung des zeitlichen Ablaufes von Aktionen verwendet werden (z.B. Blink-Zeit-Funktion oder auch Heckscheibenheizung). Elektrolytkondensatoren können altern, weil sie eine feuchte Elektrolyt-Paste enthalten, die trotz guter Abkapselung mit den Jahrzehnten austrocknen kann; dann verliert der Kondensator seine Ladekapazität.
In der Folge führt dies zu einer Verkürzung der Taktzeit der Schaltung - und damit zu erhöhter Blinkfrequenz.

Man kann mit etwas Geschick einen derartigen Fehler beheben, indem man die defekten Kondensatoren gegen neue ersetzt. Dazu muss man nicht unbedingt Elektriker sein, aber löten sollte man schon können.

"Chio110" hat sein Relais erfolgreich repariert und die folgenden Bildsequenz zur Verfügung gestellt, die den Reparaturablauf zeigt.


1) Relais öffnen

Zum Öffnen des Relais muss man vorher seine Aluminiumabdeckung am Bakelitfuß etwas aufbördeln.

Danach die Anweisung im folgenden Bild beachten.


2) Die Elektrolytkondensatoren

Das folgende Bild zeigt die Lage der problematischen Kondensatoren:


3) Elektrolytkondensatoren ersetzen

Vor dem Auslöten der Elektrolytkondensatoren muss man sich deren Polarität ansehen und merken, wo deren Plus- und Minus-Anschlüsse in der Platine sitzen.

Denn Elektrolytkondensatoren sind wegen ihrer elektrochemischen Bauart sehr empfindlich gegen falsche Polarität und mögen Verpolung überhaupt nicht.

Bei Kondensatoren dieser Art befindet sich üblicherweise seitlich am (isolierten) Gehäuse eine deutlich erkennbare Markierung des Minuspoles. Die Markierung ist ein "-" Zeichen, bzw. mehrere "-" Zeichen in Folge.
Das sieht typischerweise so aus: Datei:Elko-minus.png
Beim Einlöten der neuen Kondensatoren also unbedingt auf deren richtige Polarität achten.

Hier nun die Werte der ausgelöteten Original-Kondensatoren:

  • Der dünne Kondensator (C2) hat 4,7µF / 16V (Siehe dazu auch Anmerkung am Ende des Beitrages)
  • Der dickere Kondensator (C3) hat 22µF / 10V

Falls jemand den großen Rundumschlag machen und den ganz dicken Kondensator (C1) auch noch tauschen möchte:

Der hat 220µF / 6,3V

Wichtig ist noch, dass bei den neuen Kondensatoren die aufgedruckte Spannungsfestigkeit (in Volt) mindestens so hoch wie die der original ausgebauten ist. Nimmt man Kondensatoren mit 25 Volt, hätte man gegenüber der Spannung der Batterie einen noch größeren "Sicherheitsabstand". Außerdem haben heutige Kondensatoren trotz höherer Spannungsfestigkeit meist geringeren Durchmesser als die von vor über 40 Jahren.

Die Elektrolytkondensatoren kann man im einschlägigen Elektronikversand beschaffen (z.B. bei Conrad oder Reichelt). Bei der Bestellung höherer Spannungswerte auf die Baumaße achten, damit die neuen Kondensatoren auch körperlich passen.

Anmerkung: Der 4,7µF Kondensator (C2) scheint hauptsächlich für die Blinkfrequenz "zuständig" zu sein. Wenn seine Kapazität altersbedingt erlahmt, wird die Blinkerfrequenz höher. Man kann durch Variation der Kapazität die Blinkfrequenz verändern um sie wieder in den vorgeschriebenen Toleranzbereich zu bringen. Siehe hierzu diesen Thread vom Mmickey.


4) Kondensatoren ersetzt

Das folgende Bild zeigt die ersetzten Kondensatoren:


Danach setzt man das Gehäuse wieder auf, drückt die Bördelung am Fuß wieder zu und probiert ob die Reparatur geklappt hat.

Bei "Chio110" hat's funktioniert!

Besten Dank "Chio110" für das Bildmaterial!

Und Dank auch an "Mmickey" betreffend aller Original Kapazitäts- und Spannungswerte.

Hier noch der Link zum ursprünglichen Thread in diesem Forum.

Anmerkung:

Der 4,7 µF Kondensator ist Originalbestückung. Es kommt aber vor, dass nach Austausch dieses Kondensators die Blinkfrequenz als zu hoch empfunden wird.
Man kann dann stattdessen Elektrolytkondensatoren mit höheren Kapazitätswerten wie 5,6 µF oder 6,8 µF einsetzen und erreicht so eine niedrigere Blinkfrequenz.


Helmut 230.6 17:00, 01. Mai 2011 (UTC)

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