Umrüstung auf Schnellstartglühkerzen

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Die W115er Diesel (200-er, 220-er und 240-er 4 Zylinder) sind werkseitig mit Glühkerzen in Reihenschaltung ausgestattet.
Bekanntermaßen brauchen diese Glühkerzen längere Vorglühzeiten, bevor ein kalter Motor gestartet werden kann. Insbesondere im Winterbetrieb bei klirrendem Frost– wo dann auch so manche Batterie schwächelt – dauert es bis zu einer Minute, bis ein zum Motorstart ausreichendes Vorglühen eintritt.

Das folgende Diagramm zeigt, dass die herkömmlichen Glühkerzen in ca. 40 Sekunden ihre Maximaltemperatur von ca. 1075 °C erreicht haben, welche von den Schnellglühkerzen bereits in ca. 16 Sekunden erreicht wird. Die Schnellglühkerzen haben zudem eine um etwa 100 Grad höhere Endtemperatur (1175 °C), welche nach ca. 30 Sekunden erreicht wird.

Manche empfinden das lange Vorglühen mit den "klassischen" Kerzen als positiven Beitrag zu besinnlichem und entschleunigtem Leben.
Andere wollen’s jedoch schneller – und hier hilft dann die Umrüstung auf Schnellstartglühkerzen.

Einen definitiven Vorteil haben die elektrisch parallel geschalteten Schnellstartglühkerzen auf jeden Fall gegenüber den herkömmlichen mit serieller Schaltung:

  • Wenn eine Kerze kaputt ist, wird der Benz immer noch auf den anderen Zylindern vorgeglüht und wird folglich anspringen. Aber das hat auf Dauer auch so seine Gefahren, denn der Defekt „versteckt“ sich. Man sollte also schon gelegentlich prüfen, ob sie alle einzeln auch noch brav glühen. Wenn von den Schnellstartkerzen eine defekt ist, dauert es länger bis der Glühüberwacher leuchtet und er wird auch nicht so hell leuchten.
  • Fällt dagegen eine bisherige Glühkerze in ihrer Reihenschaltung durch Unterbrechung aus, dann bekommen alle keinen Stromdurchfluss und es ist Schluss mit Starten. Der Glühüberwacher leuchtet dann überhaupt nicht auf.

Vom Kollegen Peter Schmenger vom (mittlerweile gelöschten) Portal "dieselcoupe.de" gab es zum Thema eine sehr informative Zusammenstellung. Sie beschrieb alles Wesentliche zur Funktion der Original-Version und der Nachrüstung auf Schnellstartglühkerzen‎. Hier ist eine für unser Forum freigegebene Backup-Kopie aufrufbar: Anleitung


Im Weiteren gibt’s hier noch ein paar Tipps diverser /8-Forumskollegen aus verschiedenen Threads:

Von BERU gibt's im Netz diverse Infos zu 2-Phasen-Glühkerzen für Dieselmotoren älterer Generationen (Typ GV)

Ein spezielles Glührelais mit Nachglühfunktion (für die ersten Minuten nach dem Motorstart) wird bei den 200-er, 220-er und 240-er 4 Zylinder Dieseln nicht benötigt. Außer beim 240D 3.0, wo es bereits fabrikmäßig vorhanden ist. Dessen Effekt ist allerdings in unserer Klimazone umstritten - ist wohl mehr was für finnische Winter.
Ergänzung: Forumsmitglied "Hanobertel" beschreibt in diesem Thread1 den Einbau eines 70 Ampere Schaltrelais im Verbund mit zunächst 10 mm2 Leitungen. Und danach hat er mit 16 mm2 Leitungen noch eine weitere Verbesserung der Versorgung der Kerzen erreicht; siehe diesen Thread2. Und Forumsmitglied "Cor van der Leij" zeigt in diesem Thread3 dazu ein Prinzipschaltbild für den Anschluss.

Man benötigt 11-Volt-Schnellglühkerzen; die gibt es relativ günstig. Zum Beispiel BERU GV 626 bzw. BERU 0100221311.
Kollegen haben auch Febi 17215 eingesetzt; das sind allerdings nominal 9 Volt Glühkerzen mit etwas anderem Widerstandsverlauf während der Erwärmung..

Forumsmitglied „Birgit Kraft“ hat in seinem W115.110 mit OM616 = 240D die Febi 17215 verbaut, die gibt es z.B. dafür etwa 10 EUR/Stück.
Forumsmitglied "Markus H." hat den Umrüstsatz BERU 0120000002 (mit GV 626 Glühkerzen) in seinen 200D eingebaut. Der Satz sieht so aus: SR SET 002 und kostet ca. EUR 70,-.
Bei Mercedes gibt es derartige Glühkerzen für ca. 36 EUR/Stück (Stand 03/2019) unter der Teilenummer A0001599101.

Noch mal - Wichtig: Das alte Massekabel nicht mehr anschließen! Das gibt sonst einen brutalen Kurzschluss! Die neuen Kerzen "holen" sich die Masse selbst über deren Gewinde im Zylinderkopf.

Der "Salzstreuer" (sprich Glühüberwacher) kann so wie er ist bleiben - und er behält auch seine Funktion, original mit Glühwendel. Der Glühüberwacher glüht bei kaltem Motor nach Beginn des Vorglühens etwa 3 - 4 Sekunden ganz normal, so als wären noch die alten Reihen-Glühkerzen drin. Nach weiteren rund 10 Sekunden hört er aber wieder auf zu glühen. Das entspricht der Charakteristik der Schnellstartglühkerzen, da diese Widerstandskerzen nach ca. 10 - 20 Sekunden den Stromdurchgang so weit runter regeln, dass der Glühüberwacher nicht mehr sichtbar glüht. Damit zeigt dieser praktischerweise auch an, wie lange man vorglühen muss/sollte. Wenn er erloschen ist, kann man starten. Bei warmer Maschine glüht er vorm Starten übrigens gar nicht mehr auf.

Der einzige Vorwiderstand während des Glühens ist also der Glühüberwacher, und beim Anlassen wird der überbrückt, weil die Batteriespannung dann ohnehin auf ca. 9 Volt einbricht.


Forumsmitglied „Birgit Kraft“ hat dazu in diesem Thread einige interessante Strom- und Spannungsmessungen beschrieben, die während des Vorglühens mit den Schnellstartglühkerzen vorgenommen wurden.
Außerdem werden in diesem Thread Unterschiede zwischen Febi und BERU Schnellstartglühkerzen angesprochen.

Hier zwei Fotos (Copyright „Birgit Kraft“), welche die alte und neue Ausrüstung zeigen:


Und so sieht es nach der Umrüstung aus:


Zur Frage, ob der Motor nach dem Warmlaufen besser/runder läuft, gibt’s mehrere Meinungen, dass dem so ist. Schaut man sich die Geometrie der Vorkammer an und dazu die Form der Glühstifte der alten Wendelkerzen gegenüber der Form der neuen Stabkerzen, dazu die Form des Düsenstrahls und die Vernebelung auf der Prallkugel in der Vorkammer, dann kann es durchaus sein, dass sich das irgendwie positiv auswirkt.

Alles in allem eine recht einfache Umrüstung, die auch für Nicht-Elektriker kein Hexenwert ist.

Der obige Beitrag wurde aus folgenden Threads entwickelt:
Dez. 2010
Feb. 2012
Dez. 2012


Besten Dank an alle Forumskollegen, deren Erfahrungen in diesen Beitrag einflossen.



Erstellt von: Helmut 230.6 11:27, 13. Dez. 2012 (UTC), ergänzt 03. Feb. 2023

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